Wie vom Blitz getroffen: Was tun bei Hexenschuss?

Du hebst die Kiste mit Wasser aus dem Kofferraum, da trifft es dich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Auaaa und nichts geht mehr. Der Hexenschuss, Ärzte sprechen von Lumbalgie oder Lumbalsyndrom, ist unschwer zu verkennen: Stechender Schmerz blockiert die lumbale Wirbelsäule, sprich den unteren Rücken im Lendenwirbelbereich. Was hat es auf sich mit diesem Hexenschuss? Allen voran: Was jetzt tun?

Nun der Reihe nach, die gute Nachricht zuerst: Bald ist es wieder gut. Selbst wenn der Akutschmerz im Kreuz Dir Sterne vor die Augen zaubert. Hexenschuss ist weder gefährlich, noch langwierig. In der Regel kommt es nach kurzer Zeit zu einer Verbesserung der Lumbago-Symptomatik. Der starke Rückenschmerz lässt in der Regel innerhalb eines Tages nach, nach drei bis vier Tagen sollte der Spuk ein Ende haben. Wird der Schmerz nicht besser oder verschlimmert sich, unbedingt zum Hausarzt gehen!

So entsteht der Hexenschuss

Der typische Hexenschuss kommt aus dem Hinterhalt. Während einer unauffälligen Bewegung wie Heben, Bücken, Strecken oder Drehen schießt urplötzlich Schmerz ein. Betroffene fürchten spontan den Bandscheibenvorfall als körperliche Ursache. Der ist jedoch nur in drei bis fünf Prozent Auslöser der Lumbalgie.

Häufigste Ursache sind Verspannungen in der tiefen Muskulatur, der tiefen Rückenmuskulatur im unteren Rückenbereich. Sind Muskeln verspannt, werden sie hart und unbeweglich und engen die feinfühligen Nervenenden rund um den Lendenwirbelbereich ein. Genau das löst die Schmerzwahrnehmung aus. Je stärker die Verspannung, umso stärker der Schmerz. Schmerz erzeugt neue Verspannungen. Ein Teufelskreis.

Die Ursachen dieser Verspannungen sind so vielfältig und individuell wie jeder Mensch es ist. Physiologische, also körperliche Veranlagung gibt es per se nicht. Doch können Fehlstellungen im Bewegungsapparat, insbesondere Wirbelsäule und Becken, Kreuzschmerzen begünstigen. Zusätzlichen Einfluss üben ungünstige Lebensgewohnheiten und Arbeitsbedingungen aus: Übergewicht, Bewegungsmangel, überwiegend sitzende Schreibtischarbeit.

Mit fortschreitendem Alter summieren sich alle ungünstigen Faktoren. Die stützende Kraft der Muskulatur, die über Jahre hinweg nicht trainiert, dafür einseitig belastet wurde, baut ab.

Volkskrankheit Rückenschmerz

Viele Menschen nehmen Rückenschmerzen wahr. Krankenversicherungsträger, Ärzte und Medien rufen Rückenschmerz zur Volkskrankheit aus. In Zahlen ausgedrückt: 74-85 Prozent der Deutschen leiden unter Rückenschmerzen, bei mehr als zehn Prozent ist der Schmerz ein chronischer Begleiter. Er ist zweithäufigste Diagnose zum Krankenstand (DAK Gesundheitsreport 2017). Doch es gibt Möglichkeiten für einen gesunden Rücken. Dem Hexenschuss lässt sich vorbeugen.

Schmerz lass nach: Ein paar einfache Hausmittel helfen im Notfall gegen Hexenschuss-Schmerz

Kaltwarme Abreibung.

Gegen den plötzlichen Hexenschuss-Schmerz wirkt die lindernde Kühle einer Kompresse. Bei etwa 20 Grad Celsius entspannt das Gewebe und schwillt ab, die eingeklemmten Nerven erhalten Platz, das Schmerzempfinden verringert sich. Sind 48 Stunden seit der Schmerzattacke vergangen, kann das Lendenwirbelareal erwärmt werden, zum Beispiel mit Wärmflasche, Kirschkern- oder Heizkissen.

Schonende Entlastung.

Bettruhe hat ausgedient, in der modernen Medizin hat sich ein Wandel in der Behandlung von Rückenschmerzen vollzogen. Langfristig die besten Erfolge erzielt, wer leichte Alltagsbewegungen trotz Schmerz ausführt. Also, Zähne zusammenbeißen! Kurze Schonung hilft, am besten in entlastender Stufenlagerung.

In Bewegung bleiben.

Mit leichter Bewegung bis Sport geht es los, sobald es das eigene Schmerzempfinden zulässt. Wieso? Weil regelmäßige Bewegung dazu führt, dass Muskelfasern stark und flexibel werden.

Sanftes Dehnen, wenig sitzen.

Wenn möglich, können sanfte Dehnungsübungen helfen, sobald der Schmerz ein wenig nachgelassen hat. Um das empfindliche Areal vor Druck und Belastung zu schützen, so wenig wie möglich sitzen.

Mediakementöse Therapie

Schmerzmittel können helfen, das Beschwerdebild auszubremsen und wirken zudem entzündungshemmend. Das kann das Befinden subjektiv verbessern. Geeignete Wirkstoffe sind Ibuprofen, Diclofenac und Metamizol. Paracetamol ist nicht das Schmerzmittel der ersten Wahl, Studien zufolge ist seine schmerzstillende Wirkung bei akuter Lumbalgie nicht überzeugend. Dazu ergänzend – nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt – können Relaxanzien, das sind Muskelentspanner, wie Tizanidin helfen.

 

Was sind Schmerzmittel, welche Wirkstoffe sind sinnvoll, wann ist Vorsicht geboten?

Besuche am besten gleich meinen Youtube-Kanal Gerne Gesund, um Dich zu informieren. Im letzten Teil meines Beitrags Welche Schmerzmittel helfen gegen Arthrose? gebe ich Auskunft über gängige Wirkstoffe und weise auf mögliche Nebenwirkungen hin.

Keine Chance dem Hexenschuss – wirksam Rückenschmerz vorbeugen

Großflächige und tiefgreifende Verspannungen, die zum Hexenschuss führen, treten nicht von heute auf morgen. Sie sind Resultat aus vielen großen und kleinen Unstimmigkeiten in der betroffenen Körperregion. Genau genommen bedeutet das: Betrachte den Hexenschuss als körpereigenes Warnsignal.

Maßnahmen zur Hexenschuss-Prävention

  • körperliche Bewegung
  • gezieltes Training von Bauch-, Rücken- und Beckenmuskulatur
  • Beckenbodentraining
  • stundenlanges Sitzen vermeiden
  • Übergewicht reduzieren
  • 6 – 8 Gläser Wasser pro Tag trinken

Regelmäßige Bewegung ist das A und O für einen gesunden Rücken. Auch die Bundesärztekammer führt in der Leitlinie zum nicht-spezifischen Kreuzschmerz als wichtigste Präventivmaßnahme körperliche Bewegung an. Gut zu wissen, dass es kein Patent auf wirksame Bewegungsform oder Sportart gibt. Allein die “Bewegung nach Voraussetzung und individuellen Präferenzen” zählt. In anderen Worten: Wer nicht rastet, der nicht rostet.