E-Zigaretten – Wie schädlich sind sie wirklich?

Über die Verwendung von E-Zigaretten wird nicht nur in Deutschland kontrovers diskutiert. Die einen sagen, dass sie die Gesundheit beeinträchtigen und raten strikt von einer Nutzung ab, andere sehen in ihnen eher eine harmlose Variante des Rauchens. Sogar die Forderung E-Zigaretten als Arzneimittel einzustufen und den Vertrieb ausschließlich über Apotheken zu erlauben war lange Bestandteil der Diskussionen.

Nach neuesten Schätzungen verwenden mehr als 1 Millionen Deutsche regelmäßig E-Zigaretten. Andere Untersuchungen sprechen sogar von 2 Millionen Anwendern. Mit E-Zigaretten wird in Deutschland ein Jahresumsatz von mittlerweile nahezu 400 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vergleich zu klassischen Zigaretten sind diese Zahlen zwar noch verschwindend gering aber der Konsum von E-Zigaretten legt Jahr für Jahr enorme Steigerungen hin.

Was sind überhaupt E-Zigaretten?

E-Zigaretten sind kleine Batterie-betriebene Vernebler. Diese sind meist der Form einer Zigarette oder auch einer Pfeife nachempfunden. Im Inneren sitzt eine Flüssigkeitskartusche („Liquids“) und durch das Ziehen am Mundstück wird diese Flüssigkeit vernebelt und in die Lungen inhaliert. E-Zigaretten zeichnen sich somit vor allem dadurch aus, dass im Gegensatz zu üblichen Zigaretten keine Verbrennungsprodukte entstehen, daher nennen sich die Konsumenten auch gerne „Dampfer“ im Gegensatz zu den Rauchern. Die Liquids enthalten vor allem Propylenglykol, Glycerin, Wasser, Ethanol, häufig Aromastoffe und meistens Nikotin.

In der Diskussion um E-Zigaretten gibt es keine klare Richtung, sondern es ist wie bei fast allen Dingen im Leben. Es gibt die Befürworter und es gibt die Gegner und beide Seiten versuchen möglichst lautstark ihre Meinungen und Interessen in den Medien zu platzieren. Wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigt, stellt man fest, dass sich aber auch beide Seiten in vielen Punkten einig sind, aber die Schlussfolgerungen, die am Ende gezogen werden, sind völlig unterschiedlich.

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Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor dem Konsum von E-Zigaretten und sieht in ihnen keine gesunde Alternative zu Zigaretten.

Begründet wird dies vor allem durch das in den Liquids enthaltene Propylenglycol. Es ist bekannt, dass Propylenglycol schon in geringen Mengen Atemwegsreizungen hervorrufen kann. Die Langzeitwirkungen von inhaliertem Propylenglykol sind noch unzureichend erforscht und daher nahezu unbekannt. Es ist auch festzuhalten, dass das in E-Zigaretten enthaltene Nikotin ein Suchtstoff ist und außerdem langfristig u.a. zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Kritisch wird auch die ungewisse Auswirkung des ausgeatmeten Dampfes bewertet, denn auch die E-Zigarette zieht eine Art Passivrauchen mit sich, da eine Emission in die Umwelt stattfindet.

Zum zuletzt genannten Punkt gibt es eine Untersuchung des Frauenhofer Instituts, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Emission von E-Zigaretten geringer als von klassischen Zigaretten ausfällt.

Wie steht Großbritannien zu E-Zigaretten?

Gesundheitsinstitutionen aus Großbritannien sagen, dass die E-Zigarette 95% weniger schädlich ist als eine herkömmliche Zigarette. Diese Zahl wird in anderen wissenschaftlichen Stellungnahmen durchaus auch kritisiert, aber unterm Strich kann man aus den unterschiedlichsten Publikationen entnehmen, dass sich doch ziemlich alle Wissenschaftler einig sind, dass die E-Zigarette weniger Gesundheitsrisiken mit sich bringt als herkömmliche Zigaretten. Fakt ist aber auch, dass eine E-Zigarette nicht unbedenklich ist und der Konsum verharmlost werden darf. Aus diesen Informationen könnte man nun zwei ganz unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen. Einmal das konsequente Abraten von E-Zigaretten, da sie gesundheitsgefährdende Eigenschaften besitzt, und zum anderen das Verharmlosen, da die E-Zigarette deutlich unschädlicher ist als eine klassische Zigarette.

Da wir über die großen Gefahren und Risiken von herkömmlichen Zigaretten Klarheit haben, wäre es meiner Meinung nach ein großer Erfolg, wenn wir alleine durch die Umstellung von Rauchern auf E-Zigaretten viele Menschenleben retten könnten.

Natürlich ist die Abstinenz von jeglichen Formen der Zigarette das optimale Ergebnis, aber dies ist für viele Menschen im Alltag keine einfach umzusetzende Lösung. Denn schließlich sprechen wir von einer Nikotinabhängigkeit.

Untersuchungen lassen allerdings vermuten, dass nur ¼ der Anwender langfristig komplett auf E-Zigaretten umsteigen. Die restlichen Nutzer konsumieren auch weiterhin Zigaretten, reduzieren deren Anwendung also lediglich. Aber unterm Strich ist dies wahrscheinlich auch schon allemal besser, als weiterhin komplett auf klassische Zigaretten zurückzugreifen.

Aktuelle Veröffentlichungen aus Großbritannien zeigen, dass E-Zigaretten Rauchern beim Rauchstopp helfen können. Dies wird bei Fachleuten ebenfalls noch kritisch gesehen und weitere Studien sind erforderlich, um hier Klarheit zu erhalten. Aber es scheint sich herauszukristallisieren, dass E-Zigaretten zu den bekannten Nikotinersatztherapien, wie Pflastern und Kaugummis, eine gute Alternative darstellen können. Gerade durch die Anwendung von nikotinfreien E-Zigaretten erzielt man hier einen großen Nutzen, da man die Suchtwirkung des Nikotins und die gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Giftstoffe durch den verbrannten Tabak ausschaltet.

Die Verwendung von Vitaminen und Pflanzenstoffen mit angeblich positiven Wirkungen in E-Zigaretten halte ich jedoch für großen Unsinn. Diese Entwicklung beobachte ich sehr kritisch. Hier versuchen Hersteller durch positive Gesundheitsaussagen ein unterm Strich immer noch gesundheitsschädliches Produkt in positives Licht zu rücken und als cooles Lifestyle-Produkt zu vermarkten.

Dass es noch keine einheitlichen Standards für E-Zigaretten und deren erlaubten Inhaltsstoffe gibt, halte ich auch für problematisch. So wurden in E-Zigaretten bereits Arzneistoffe und andere risikobehaftete Substanzen entdeckt, die in diesen Produkten überhaupt nichts zu suchen haben.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass

  1. E-Zigaretten weniger gesundheitsschädlich sind als klassische Zigaretten
  2. Raucher gut daran tun, wenn Sie möglichst vollständig auf E-Zigaretten umsteigen, solange Sie den kompletten Absprung vom Nikotin nicht schaffen
  3. E-Zigaretten aber dennoch keine harmlosen Konsumgüter sind, die Nichtraucher dazu verführen sollten, diese einmal auszuprobieren
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