Warum wir Nahrungsergänzungsmittel als Bereicherung begreifen müssen

Bei einem Blick auf die weltpolitische Lage und die Hungersnöte, die immer noch in vielen Ländern herrschen, wird mir immer wieder bewusst: Wir haben Glück, in einem Land zu leben, in dem wir selbst im Februar Papayas kaufen können. Doch trotz unseres reichhaltigen und ständig verfügbaren Lebensmittelangebots sind 70 Prozent unserer Erkrankungen ernährungsbedingt oder durch unseren Lebensstil hervorgerufen. Einer falschen Ernährungsweise kann durch Nahrungsergänzungsmittel entgegengewirkt werden – vorausgesetzt, diese sind mit Bedacht gewählt.

Höher, schneller, weiter? Die Ergänzung guter Ernährung sollte im Fokus stehen

Während in anderen Ländern ganz selbstverständlich auf Nahrungsergänzungsmittel gesetzt wird, werden diese in Deutschland oftmals kritisch beäugt. Tatsächlich gilt es zu bedenken: Nahrungsergänzungsmittel werden lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit registriert, sie durchlaufen aber kein aufwendiges Zulassungsverfahren wie etwa Arzneimittel.

Aus diesem Grund existiert die sogenannte Health Claims- Verodnung, die den Verbraucher in der EU vor irreführenden und wissenschaftlich nicht belegten Angaben bezüglich gesundheitsfördernden oder gar krankheitsverhindernden Eigenschaften von Lebensmitteln schützen soll. Statt falscher Werbeversprechen sollte hingegen unbedingt auf die Tatsachen hingewiesen werden, die ich selbst meinen Kunden gegenüber nicht müde werde zu betonen:

Nahrungsergänzungsmittel ersetzen – wie der Name schon sagt – keine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, sondern können diese nurmehr ergänzen. Außerdem sollte die Tagesdosis nicht überschritten und immer für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.

 

Formulierungen wie beispielsweise „trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei“, sind in Bezug auf ein Vitamin B12-Präparat zulässig und bewegen sich im Rahmen der von der Health Claims-Verordnung gesteckten Grenzen von Werbeaussagen. Wird hingegen mit sogenannten „Manager-Vitaminen“ geworben, welche stärkere Leistungsfähigkeit versprechen, ist eine gesunde Skepsis geboten.

[bctt tweet=“‚Managerpräparate‘? Gute #Nahrungsergänzungsmittel ergänzen lediglich eine gute #Ernährung.“ username=“steffen_kuhnert“]

 

Fehlernährung: Der wahre Ursprung unserer Volkskrankheiten

Mit über 40 Prozent sind Herz-Kreislauferkrankungen die Todesursache Nummer Eins in Deutschland. Fehlernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel sowie Nikotin- und Alkoholkonsum machen unsere Gesellschaft krank und kosten, laut einer gemeinsamen Studie des Biotechnologieunternehmens BRAIN AG und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), unserem Gesundheitssystem jährlich mehr als 16,8 Milliarden Euro. Dabei können mit einer gesunden Ernährung Erkrankungen vermieden und die Heilungschancen bereits bestehender Krankheiten verbessert werden.

Nahrungergänzungsmittel runden die Mikronährstoffversorgung ab, welche Stoffwechselprozesse im Körper ankurbelt. Mikronährstoffe unterstützen zusätzlich das Zellwachstum, die Blutbildung, die Erneuerung von Haut, Knochen, Muskulatur und Nervenreizleitung sowie die Entwicklung von chemischen Botenstoffen, welche das Zusammenspiel der Zellen in einem Organismus gewährleisten. Fehlende Mikronährstoffe hingegen können Stoffwechselprozesse bremsen und das Immunsystem schwächen. Ein funktionierender Stoffwechsel und eine ausreichende Mikronährstoffversorgung sind aber die Grundlage für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Fitness.

Eine Tagesration von fünf bis aPortionen Obst und Gemüse: Wer schafft das schon?

Wer fit, gesund und schön sein möchte, muss hierfür aber bekanntlich einiges tun: Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mindestens fünf Obst- und Gemüsemahlzeiten täglich. Dies bedeutet: Drei Portionen Gemüse von insgesamt 400 g und zwei Portionen Obst von insgesamt 250 g.

Fest steht immerhin: Wer eine gesunde Ernährung und Lebensweise pflegt, senkt sein Risiko für chronische Krankheiten um 78 Prozent, wie eine Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke mit mehr als 23.000 Teilnehmern gezeigt hat. Die Diabetes-Gefahr sinkt laut der Studie sogar um 93 Prozent.

Zwischen Perfektion und Realität: Das „Fünf am Tag-Konzept“ scheitert im Alltagstest

Leider werden jedoch laut Schätzungen der WHO in mehr als der Hälfte der untersuchten europäischen Länder weniger als 400 g Obst und Gemüse pro Tag verzehrt. In einem Drittel der untersuchten Länder entspricht die Tagesration sogar weniger als 300 g.

Eine Studie des DGE kam zu ähnlichen Ergebnissen: Von 87 Prozent der Befragten wurde die empfohlene Verzehrmenge unterschritten. Das „Fünf am Tag-Konzept“ scheint für die meisten nicht alltagstauglich. Und dabei raten neue Empfehlungen von anderen Gesellschaften oder beispielsweise Forscher des University Colleges London sogar zu mindestens 7 Obst- und Gemüsemahlzeiten pro Tag.

[bctt tweet=“5 Gemüse- und Obstportionen pro Tag? Im Alltag schwer realisierbar. #Nahrungsergänzungsmittel“ username=“steffen_kuhnert“]

 

Der aktuelle Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat ergeben, dass Frauen weitaus disziplinierter sind, wenn es um ausgewogene Ernährung geht. Ihnen gelingt es häufiger, frisches Essen in ihren Alltag zu integrieren und auf die Tiefkühlpizza zu verzichten. 27 Prozent der Frauen und 37 Prozent der Männer greifen laut der Befragung gerne zum Fertiggericht. Doch auch was frisch scheint, ist es mitunter nicht.

Nahezu 70 Prozent unserer Lebensmittel werden inzwischen industriell verarbeitet. Die Versorgung mit Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen werden durch lange Transporte und Lagerungen jedoch stark beeinträchtigt. Regionale und saisonale Lebensmittel können hier eine Alternative zu weit gereisten Exoten sein, aber vielleicht sollten wir dennoch allmählich begreifen, dass für eine adäquate Nährstoffversorgung nicht ausschließlich Nahrungsmittel nötig sind.

Es ist Zeit, die Möglichkeiten der Nahrungsergänzung gänzlich auszuschöpfen

Ohnehin können Vitamine, mit Ausnahme des Vitamin D, nicht selbst vom Körper gebildet werden. Vitamine müssen von außen zugeführt werden. Dies geschieht bei wasserlöslichen Vitaminen vor allem durch den Verzehr von Obst und Gemüse. Fettlösliche Vitamine nehmen wir hingegen über Öle und Nüsse zu uns. B-Vitamine erhalten wir auch durch den Verzehr von Fleisch und Fisch. Die Vitamine A und B12 sind ausschließlich in tierischen Produkten enthalten.

Es gibt darüber hinaus eine Reihe von Mineralstoffen – ob Mengenelemente oder Spurenelemente – die der Körper nicht selbst bilden kann. Kalium, Kalzium, Eisen oder Jod unterstützen aber unser Immunsystem, liefern Bausteine für unsere Knochen und regulieren den Säure-Base-Haushalt.

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene eine Tagesdosis von 200 µg Jod. Eine zusätzliche Jodzufuhr wird empfohlen, da in Deutschland tendenziell ein Jodmangel herrscht. In den Fällen, in denen eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt und auf Jodeinnahme verzichtet werden soll, müssen Apothekenmitarbeiter hinsichtlich einer sinnvollen Fragestellung geschult werden. „Hat ihr Arzt Ihnen angeraten, aufgrund einer Schilddrüsenerkrankung auf Jod zu verzichten?“ könnte an dieser Stelle eine sinnvolle Nachfrage sein, die den Kunden nicht verunsichert.

Der Steinzeitmensch nahm dreimal so viele Vitamine zu sich

Die Gründe für unsere zu geringe Vitaminaufnahme sind aber nicht nur auf die langen Transportwege und Lagerzeiten zurückzuführen. Für mich drängt sich darüber hinaus folgende Frage auf: Liegt der Ursprung nicht zusätzlich im Prinzip konventioneller Landwirtschaft, deren Produkte von Schädlingsbekämpfungen und Massentierhaltung gezeichnet sind? Mit Sorge betrachte ich den Einsatz von Kunstdünger und immer neueren Hochleistungs-Züchtungen. Wie hoch mag der Nährstoffgehalt von Masttieren sein, die ohne Tageslicht, Bewegung und frisches Futter gehalten wurden?

[bctt tweet=“Wieviele #Nährstoffe enthält unsere Milch, wenn die Kühe kein Tageslicht sehen?“ username=“steffen_kuhnert“]

Doch auch die heimische Verarbeitung von Lebensmitteln – insbesondere das Kochen und warm halten – zerstört bis zu 70 Prozent der Nährstoffe. Unsere Leistungsgesellschaft provoziert jedoch die Einrichtung von Kantinen – und die Aufnahme von Fast-Food-Ernährung. Die zunehmend industrielle Verarbeitung unserer Nahrung geht außerdem immer mit einem beträchtlichen Zucker- und Fettgehalt sowie einer Menge Konservierungsstoffen einher.

Nahrungsergänzung heißt: Unsere Ernährung auf natürliche Weise vervollständigen

Doch eben in einer Gesellschaft, die höhere Erwartungen an uns alle stellt, müssen wir perfekt funktionieren: Ob in der Rolle des hilfsbereiten Kollegen, fairen Vorgesetzten, verantwortungsvollen Partners oder liebevollen Familienmitglieds. Es sind Zeiten, in denen wir außerdem das Leben genießen, sportlich aktiv sein wollen und in denen wir besonders hochwertige Nährstoffe brauchen.

Nahrungsergänzungsmittel, die neben Vitaminen und Mineralstoffen auch sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe und Pflanzenextrakte enthalten und komplett auf künstliche Farb- und Konservierungsstoffe verzichten, halte ich persönlich für empfehlenswert. Beim Kauf eines solchen Präparats sollte jedoch immer auf die individuelle Lebenssituation und Verfassung eingegangen werden. Hier besteht besonderer Bedarf nach Transparenz und professioneller Beratung, denn unsere Nahrung ist mit all ihren Facetten so komplex wie der menschliche Körper und unser Leben selbst.