Ich möchte abnehmen! – Aber wie?

Untersuchungen zeigen, dass fast jeder zweite Deutsche gerne abnehmen möchte und mehr als jeder Dritte bereits eine Diät in seinem Leben durchgeführt hat. Frauen äußern dabei diesen Wunsch öfter als Männer. Wobei mittlerweile auch viele Normalgewichtige den Wunsch verspüren, abnehmen zu wollen. Hier spielt sicherlich auch der mediale Druck auf den angeblich „idealen Körper“ eine große Rolle.

Grundsätzlich steigen diese Zahlen aber mit zunehmendem Gewicht; so sind es bei leichtem Übergewicht schon etwa 56% und bei starkem Übergewicht sogar über 80% der Bevölkerung, die abnehmen möchten. Die Einteilung in diese Gruppen findet anhand des Body-Mass-Index statt.

Informationsvielfalt führt zu Verunsicherungen

Daher ist es kein Wunder, dass „Abnehmen“ das Thema überhaupt für die Verlage, Online-Redaktionen und natürlich in den diversen Blogs im Internet ist. Leider führt dieses massive Angebot an Informationen am Ende zur absoluten Verunsicherung der betroffenen Personen.

Gerade bei den Magazinen ist es sehr auffällig, dass oftmals in unmittelbarer Nähe dieser Artikel auch Produktanzeigen zur Unterstützung einer Diät platziert werden. Häufig ist dies sogar so geschickt gemacht, dass man beim Lesen den Eindruck gewinnt, man befände sich noch im redaktionellen Teil, da diese Anzeigen in der Regel nur recht unauffällig als solche gekennzeichnet werden müssen. Daher rate ich dazu, immer ganz genau hinzuschauen, wenn man entsprechende Artikel liest, da sie für Laien nur schwer als reine Werbung zu erkennen sind. Die Hersteller geben nicht ohne Grund viel Geld für solche Werbemaßnahmen aus, denn sie wissen ganz genau, dass sich über diese Wege gute Umsätze erzielen lassen.

Als Apotheker und Gesundheitsexperte muss ich sagen, dass ich wirklich keine Pille, Kapsel oder ähnliches auf dem Markt kenne, die effektiv zum Abnehmen geeignet ist. Wir können durch Produkte weder die Fettverbrennung noch den Stoffwechsel ankurbeln. Unser Körper benötigt nur die Energie, die er für die Bestreitung seines Alltages benötigt. Dieses habe ich in meinem Artikel zur Energiebilanz erklärt.

Stellt sich also die Frage, was können wir dann tun, um effektiv Gewicht zu verlieren? Crash-Diät, low-fat, low-carb, no-carb, Eiweißdiät, 5:2-Diät, Paleo-Diät, 21-Tage Stoffwechselkur, Formula-Diäten, Weight watchers, Atkins-Diät und unzählige mehr ringen um Ihre Aufmerksamkeit. Das Angebot ist riesig und nicht nur für Laien sondern auch für Fachleute total unüberschaubar.

Fettfreie Produkte haben nicht überzeugt

Lange Zeit war Low-Fat (fettreduzierte Ernährung) der eingeschlagene Weg, den auch nahezu alle Fachleute für gut befanden. Dieser führte aber dazu, dass die Industrie immer mehr Zucker und Aromastoffe in Ihre Produkte packte und als fat-free (fettfrei) bewarb. Und am Ende war die Bevölkerung stärker übergewichtig als je zuvor und auch Erkrankungen wie Diabetes waren noch stärker auf dem Vormarsch.

Danach erreichte uns die Low-Carb-Bewegung, also eine Ernährung mit möglichst wenig Kohlenhydraten. Auch diese Diätform ist nicht komplett ohne Kritik, aber es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Zucker viel mehr Schaden anrichtet als Fett. Gerade das Diabetesrisiko ist stark an den Zuckeranteil in der Nahrung gekoppelt und kaum an den Fettanteil. Heute wissen wir auch, dass Krebszellen sich bevorzugt von Zucker ernähren und wir durch eine Kohlenhydrat-reduzierte Ernährung eine Krebstherapie positiv unterstützen können. Hinzu kommt, dass Zucker suchterzeugende Eigenschaften hat. Mittlerweile hat die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) eine Empfehlung veröffentlicht, die besagt, dass unsere tägliche Energiezufuhr zu maximal 10% durch Zucker kompensiert werden soll. Idealerweise sollen es sogar nur 5% sein, was bei einer Person mit einem Gesamtumsatz von etwa 2.000 kcal einer täglichen Zuckermenge von 25 Gramm entspricht.

Zucker-arme Ernährung bietet Vorteile

Die Wahrheit liegt meiner Meinung nach wahrscheinlich wie immer irgendwo in der Mitte. Vor allem müssen wir weniger Kalorien unserem Körper zuführen als wir verbrauchen, damit unser Körper dazu veranlasst wird, an seine Reserven zu gehen. Ich bin davon überzeugt, dass Zucker bzw. schnell verdauliche Kohlenhydrate in unserer Ernährung möglichst wenig vorkommen sollten. Ich würde mit Sicherheit sagen, dass sogenannte „gute Fette“, also ungesättigte Fette, eine Bereicherung unserer Ernährung sind. Und selbstverständlich sollten wir möglichst viel Gemüse- und Obstanteile zu uns nehmen. Logisch, das haben wir doch alles schon gehört. Denn genau das entspricht einer gesunden ausgewogenen Ernährung, die wir uns tagtäglich zuführen sollten.

Und ich bin darüberhinaus durchaus ein Befürworter von einer etwas stärker Eiweiß-betonten Ernährung, da Eiweiß viele positive Eigenschaften hat.

[bctt tweet=“#Abnehmen muss Freude machen, damit man langfristig Erfolg hat! #Gesundheit“ username=“steffen_kuhnert“]

Ich bin der Meinung, dass wir die ganze Diskussion über unterschiedliche Diätformen hinten anstellen können, wenn wir endlich verstehen, dass es am Ende tatsächlich nur um unsere Energiebilanz geht. Dann brauchen wir „nur noch“ einen Weg, der uns im Alltag entgegenkommt und praktikabel ist, um diese Energiebilanz zu durchbrechen und unsere Kalorienzufuhr zu reduzieren. Denn das ist eigentlich das Entscheidende, jeder Einzelne muss sich mit dem eigeschlagenen Weg wohl fühlen und bereit sein, dies in den nächsten Wochen oder sogar Monaten entsprechend durchzuführen. Das heißt, es muss Spaß machen, es muss schmecken, man darf keinen echten Hunger empfinden und man darf sich nicht dafür verbiegen müssen, weil man die Diät irgendwie in seinen Tagesablauf integrieren muss. Gesundheit muss Freude machen und dies gilt insbesondere bei einer Diät!

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